Die Radikalisierung von Kindern und Jugendlichen nimmt heutzutage auf verschiedene Weise ihren Lauf.
Zum einen erfolgt der Erstkontakt mit radikal-islamischen Personen auf der Straße, im gewohnten Umfeld des Jugendlichen. Die Anwerber sind in der Art eines Streetworkers präsent und ansprechbar, zum Beispiel für Probleme und Fragen. Sie haben Zeit, hören zu und bieten Lösungen.
So finden Kinder mit Akzeptanzschwierigkeiten plötzlich jemanden, der sie zu mögen scheint. Kindern mit schulischen Problemen wird Nachhilfe angeboten, mit fußballinteressierten Jungs über die letzten Spiele philosophiert. Die Kinder gewinnen das Gefühl, dass da jemand ist, dem sie wichtig sind und der sich für sie interessiert.
Oft finden die Kinder und Jugendlichen heute aber auch den Zugang zu diesen Organisationen über das Internet. Über ein gutes Content-Marketing und eine gute Platzierung von Keywords finden interessierte Kinder und Jugendliche zu radikal-islamistischen Organisationen. Auch auf Social-Media-Plattformen oder Videoanbietern wie Youtube wird gezielte Akquise betrieben.
Die Kinder finden jemanden, der für sie da ist und für ihre Fragen zum Leben parat steht
Auf welche Weise der Zugang auch erfolgt, finden die Kinder und Jugendliche jemanden, der für sie da ist, für ihre Fragen parat steht, Lebenshilfe und auch Werte vermittelt. Unheimlich viele Kinder und Jugendliche sind heute in der Fülle der Möglichkeiten recht orientierungslos und auf der Suche nach verlässlichen Werten. Die Eltern sind häufig berufstätig, gestresst und zu wenig ansprechbar. Auch der Leistungsdruck und der unter Jugendlichen herrschende Konsumzwang führen zu Problemen, die radikal-islamistischen Organisationen den Zugang zu dem jeweilig betroffenen Jugendlichen ermöglicht.
Die Kinder sehnen sich nach jemandem, der Zeit für sie hat und sie wertschätzt, unabhängig von Aussehen, Markenklamotten oder Noten. Ihm öffnen sie ihr Herz und schenken ihm ihr Vertrauen.
Sie fühlen sich wohl und angenommen. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. In der Folge übernehmen sie nach und nach die vorgelebten Werte, Regeln und Normen und fangen an, alles andere abzulehnen. Diese Verhaltensweise wird von den Anwerbern forciert. Es wird nach und nach eine Isolierung vom alten Freundes- und Bekanntenkreis, aber auch vom Elternhaus geschaffen, bis irgendwann die Entscheidung, was richtig und falsch, gut und böse ist, nur noch von den eigenen Vordenkern akzeptiert wird. Spätestens jetzt ist eine Einwirkung von außen nicht mehr möglich.
Eine Radikalisierung beginnt mit einem Defizit - oft einem Defizit der Wertschätzung oder Aufmerksamkeit
Der Türöffner für eine Radikalisierung liegt immer in einem selbst empfundenen Defizit beim jeweiligen Jugendlichen. Minderwertigkeitsgefühle, Versagensängste, Mobbing in der Schule, Vernachlässigung durch die berufstätigen Bezugspersonen, Langeweile, empfundene innere Leere – das alles können Aufhänger sein, sich einer Gemeinschaft anzuschließen, die genau das vermittelt: Gemeinschaft, Zugehörigkeit, Sinn im Leben, Akzeptanz und Wertschätzung.
(Islamistische) Radikalisierung im Schulalltag
Erfahren Sie in dieser Schulung den aktuellen Ist-Stand von Islamistischer Gewalt in Deutschland, insbesondere der Gewalt durch Kinder und Jugendliche. Lernen Sie verstehen, wodurch eine Radikalisierung ermöglicht wird und wie sie vonstatten geht. Auf dieses Basis verstehen Sie die Früherkennungsmerkmale einer beginnenden Radikalilsierung und bis wohin längstens eine Einwirkungsmöglichkeit von außen besteht.
Erfahren Sie im Rahmen des Bedrohungs- und Fallmanagements, wie Sie die Wahrscheinlichkeit eines extremistischen Anschlags durch einen radikalisierten Jugendlichen einschätzen können und welche Stellen Ihnen Anlaufmöglichkeit und Hilfestellung im konkreten Verdachtsfall bieten.
Erkennen Sie die Wichtigkeit einer guten Netzwerkarbeit, gerade im Zusammenhang mit islamistisch geprägter Gewalt.